Ein ernster Vortrag
Mir wurde gesagt,
du musst
dich durchsetzen,
und ich hatte schon ein Veilchen.
Du musst
Mann sein
nicht immer gleich heulen.
Du musst
sparen
schließlich willst du es gut haben im Leben!
Raten machen dich nicht frei mein Junge!
Du musst
lernen,
um es zu was zu bringen.
Arbeiten, na klar, für dich mein Junge!
Du musst
die Schnauze halten;
Lehrjahre sind keine Herrenjahre.
Später stellte ich fest,
die kamen nie.
Politik,
lass die Finger davon mein Junge,
`s ist ein schmutziges Geschäft,
lass dir das von deinem Vater sagen.
Er hat Erfahrung,
das Alter.
Damals im Reichsbanner
als Sozi
die SA auseinandergeprügelt,
selber Senge bezogen
Flugblätter verteilt.
Und?
Sie kamen doch.
Einheit der Arbeiterklasse?
Junge lass stecken!
Quatsch!
Denk an mich und dich
und später an deine Familie.
Sozialismus im Kleinen,
ja, in der Familie,
den Vorstellungen entsprechend.
Aber das andere…
die reinste Utopie.
Mensch, Junge,
jeder ist sich selbst der Nächste.
Die Menschen?
Verändern?
Guck sie dir an.
Die Nachbarn
zum Beispiel,
das ist bei denen doch drin,
hier- und damal n`Bruch,
bloß nicht arbeiten.
Und dann das Saufen.
Die Kinder, was kriegen die alles mit,
da drüben in dem Sauladen.
Was soll aus denen denn werden?
Den Ältesten haben sie grade
in der PRO erwischt,
wollt ne Flasche Korn mitgehen lassen.
Und die ganzen Weibergeschichten.
Der dadrüben in 44c
prügelt seine Frau,
natürlich immer besoffen,
und am nächsten Tag
siehste sie arminarm.
Pack schlägt sich und verträgt sich.
Nun, mein Junge, wofür das alles?
Mit denen Sozialismus?
Für die einsetzen?
Nee, min Jung lot mi an Land.
Mir brennen die Argumente auf der Zunge;
Marx und so
wollen sich zu Worte melden -,
ich dränge sie zurück,
erstmal,
die Theorie.